Gedenkrede von Robert Vornholt anlässlich der Mahn- und Gedenkveranstaltung Internationaler Holocaust-Gedenktag/80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, 27.01.2025 Südwall 2, Stolpersteine
Ein Satz prägt unsere Zusammenkunft: Die Erinnerung an einen Menschen ist erst dann erloschen, wenn sein Name vergessen ist!
Deshalb haben wir uns zu dieser Mahn- und Gedenkveranstaltung anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktag sowie des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz versammelt.
Ich heiße Sie herzlich willkommen und freue mich, dass Sie dabei sind und mit Ihrem Kerzenlicht auch ein Zeichen gegen Extremismus setzen. Grüße richte ich von Bürgermeister Carsten Grawunder aus, der aktuell an einer Ausschusssitzung des Rates teilnimmt.





An dieser Stelle, am Südwall 2, erinnern wir an das Schicksal von Emma und Helene Terhoch. Sie wurden 1941 deportiert und 1944 im KZ Stutthof getötet. Weitere Informationen zu den Schwestern gibt es auf unserer Homepage synagogenverein.de
Ich bitte um ein kurzes Gedenken und eine Schweigeminute.
Vielen Dank.
Wir gehen jetzt gemeinsam zum Südwall 5. Hier wohnten Siegmund Salomon der ebenfalls 1941 nach Riga deportiert und am 14.1.1945 getötet wurde. Außerdem lebten hier Else Salomon und Fanny Irma Salomon, die ebenfalls 1841 deportiert und später ermordet wurden.
Nie wieder ist jetzt, lautet das Motto gegen Extremismus und Antisemitismus. Wann, wenn nicht jetzt gilt das: 27 Tage vor der Bundestagswahl. Alle sind aufgerufen, in Zeiten des Populismus, des Umbruchs und der scheinbar hemmungslosen Verbreitung von Verschwörungstheorien und falschen Nachrichten daran zu denken, wie schnell ein demokratisches System beseitigt werden kann. Auschwitz und alle anderen Gedenkorte lehren uns, dass die Freiheit eben nicht selbstverständlich ist!
Zum Abschluss unserer Mahnwache gehen wir nun zur Hammer Straße/Ecke Südwall. Hier lebten Johanna Salomon (1941 deportiert, 1943 ermordet), Frieda Salomon (1941 deportiert, 1943 ermordet), Jenny Seelig (1941 deportiert, 1943 in Auschwitz ermordet) und Rudolf Seelig (1941 deportiert, ebenfalls ermordet).
Von den zehn verschleppten Drensteinfurter Jüdinnen und Juden überlebte einzig Herta Herschcowitsch, geborene Salomon, die später nach Israel ausgewandert ist, und eindrucksvoll ihr Leid geschildert hat.
Neun Stolpersteine sollten uns Mahnung und Warnung zugleich sein. „Wehret den Anfängen“ muss die Botschaft lauten, die wir heute von diesem Ort senden. Es klingt wie Hohn, was in diesen Tagen von populistischen Politikern zu hören ist.
Nun zitiere ich aus einer Mail von Sharon Fehr, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Münster, der uns zur heutigen Veranstaltung geschrieben hat:
„Es ist von großer Bedeutung, die Erinnerung an die Millionen Opfer wachzuhalten, die durch das nationalsozialistische Regime entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Doch Gedenken allein reicht nicht aus. Es liegt in der Verantwortung aller Bürgerinnen und Bürger, die Schrecken der Vergangenheit nicht nur zu erinnern, sondern daraus die Verpflichtung abzuleiten, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen dürfen. Ihr Engagement in einer Zeit, in der Extremismus und Antisemitismus weltweit zunehmen, setzen sie ein klares und wichtiges Signal: gegen Hass, gegen Rassismus und gegen jede Form von Ausgrenzung.
Möge Ihre Veranstaltung die Botschaft verbreiten, dass Erinnern nicht nur ein Akt der Trauer ist, sondern auch ein Versprechen – ein Versprechen, für Menschlichkeit, Toleranz und den Schutz der Würde jedes Einzelnen einzutreten. Der Gedenktag soll uns daran erinnern, dass eine bessere, friedlichere Zukunft möglich ist, in der niemand mehr Angst haben muss, anders zu sein.
Freundliche Grüße, Shalom
Sharon Fehr“
Deshalb danke ich Ihnen und Euch, dass Sie und Ihr mit der Teilnahme gezeigt habt, dass wir nicht mit der Entmenschlichung unserer Gesellschaft einverstanden sind. Die Botschaft des heutigen Abends zitiert von Marcel Reif: „Sei ein Mensch“