Neuer Name, neues Programm, neuer Vorstand – der Synagogenverein Drensteinfurt hat sich neu aufgestellt. Die ehemalige Synagoge, der jüdische Friedhof und die wissenschaftliche Aufbereitung der Geschichte der Juden in Drensteinfurt durch Dr. Sabine Omland sind ein einzigartiger kultureller Schatz für die Stadt Drensteinfurt, der wiederbelebt und gepflegt werden muss, so die übereinstimmende Einschätzung aller Aktiven im Verein.
Da es kaum noch Zeitzeugen des Holocausts gibt, muss sich die Erinnerungskultur an das jüdische Leben zwangsläufig verändern: „Der Blick darauf darf nicht nur zurück, sondern muss vor allem nach vorn – also in die Zukunft – gerichtet sein. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche natürlich weiter im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Leben in Drensteinfurt und darüber hinaus stehen müssen. Die Zusammenarbeit mit den Schulen – auch aus der Region – bleibt eine wichtige Aufgabe. Denn die Erinnerungskultur muss wachgehalten werden“, erläutert Synagogenvereins-Vorsitzender Robert Vornholt.
In der jüngsten Mitgliederversammlung wurde festgestellt, dass die Auseinandersetzung mit dem Judentum auf eine breitere Basis gestellt werden solle. Die ehemalige Synagoge in Drensteinfurt müsse ein Ort der Begegnung, des Dialogs und der Toleranz sein. „Es ist ein außerordentliches Glück, dass die damalige kleine jüdische Gemeinde in Drensteinfurt vor 150 Jahren überhaupt eine Synagoge bauen konnte, dass sie weitgehend unbeschadet erhalten geblieben ist und somit ideale Voraussetzungen für eine lebendige Erinnerungskultur vorhanden sind. Das ist auch eine große Chance für Drensteinfurt, denn hier kann Geschichte anschaulich präsentiert werden. Es wäre schön, wenn alle Akteure in der Stadt die positiven Aspekte des ehemaligen jüdischen Lebens in der Stadt stärker beleuchten würden“, meint Vornholt.
Und: „Respekt und Demut gehören zur Auseinandersetzung mit der Shoah, aber die Geschichte der Juden bietet mehr. Wie und wo haben die ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger gelebt? Wie ist die Mehrheitsgesellschaft mit der religiösen Minderheit umgegangen? Das sind Fragen, die natürlich auch in anderen Zusammenhängen gestellt werden – und deren Beantwortung weiter intensiviert werden sollte. Geschichte wiederholt sich nicht, aber aus dem Erlebten können Konsequenzen für die Zukunft gezogen werden.“
Um das jüdische Kulturerbe stärker bewusst zu machen, sollten Kooperationen mit anderen Vereinen, Verbänden und Institutionen angestrebt werden. Besondere Beachtung findet der Aufbau eines Dialogs mit jüdischen Institutionen, Vereinen und Gemeinden. Parteipolitische Bindungen werden nicht angestrebt, eine Zusammenarbeit mit allen demokratischen Strömungen ist selbstverständlich, heißt es in den Grundsätzen für die Arbeit des Synagogenvereins.