Die jüdische Gemeinde Drensteinfurt

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Drensteinfurt reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Schon 1581 lebten nachweislich Juden in Drensteinfurt. Aber erst im 19. Jahrhundert nach der Lockerung der Niederlassungsbeschränkung für Juden in Westfalen entstand in Drensteinfurt eine kleine jüdische Gemeinde, die über einen eigenen Friedhof und seit 1872 auch über eine Synagoge verfügte.

War sie zunächst wegen ihrer geringen Mitgliederzahl nur Untergemeinde von Werne, so erlangte sie 1890 die Selbstständigkeit. Zu dieser Zeit war der Höhepunkt der Gemeindeentwicklung bereits überschritten. Aufgrund der unzureichenden Erwerbsmöglichkeiten für die fast ausschließlich als Händler, Metzger und Kaufleute tätigen Juden wanderten viele von ihnen ab, so dass die Zahl der Gemeindemitglieder von 54 (1885) bis auf 21 (1928) sank. So verlor die Gemeinde 1909 ihre Selbstständigkeit wieder und wurder der Synagogengemeinde Ahlen zugeordnet.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft waren die jüdischen Bürger Drensteinfurts recht gut in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der kleinen Stadt integriert. Durch den Besuch der christlichen Schulen, die Mitgliedschaft in Vereinen und durch die Tätigkeit im Textil- und Viehhandel waren enge gesellschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen geknüpft worden. Vor allem das soziale Engagement für das Marienhospital in Drensteinfurt hatte den Juden die Achtung und Anerkennung der übrigen Mitbürger verschafft.

Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahr 1933 begannen auch in Drensteinfurt Ausgrenzung und Verfolgung der Juden, die im Reichspogrom von 1938 einen schrecklichen Höhepunkt fanden. SA- und SS-Leute überfielen fast alle jüdischen Familien in ihren Häusern, misshandelten sie schwer und trieben sie in die Synagoge, wo sie einen „Gottesdienst“ abhalten mussten. Die misshandelten Menschen suchten Zuflucht im Marienhospital, wo sie ärztliche Versorgung und Schutz vor weiteren Übergriffen fanden.

Nach der Misshandlung der jüdischen Mitbürger wurde das Innere der Synagoge verwüstet. Die Thorarollen wurden geschändet, Bänke und Thoraschrein zerschlagen, die Kultgegenstände entwendet. Nur ein Pentateuch und das Gebetbuch der Familie Reinhaus/Terhoch blieben erhalten. Das Gebäude wurde wegen der dichten Umgebungsbebauung nicht angezündet.

Ende des Jahres 1938 wanderte die Famile Terhoch mit 14 Personen nach Uruguay aus. Die hier verbliebenen jüdischen Bürger waren einer zunehmenden Unterdrückung in allen Lebensbereichen ausgesetzt, so dass sie ihr Leben schließlich in fast vollkommener Isolierung und unter unerträglichen Bedingungen führen mussten. Am 11.12.1941 wurden die letzten 10 Drensteinfurter Juden nach Münster gebracht und von dort nach Riga deportiert. Neun von ihnen kamen in den Konzentrationslagern von Riga, Auschwitz und Stutthof um. Nur Herta Salomon, die als 17jähriges Mädchen deportiert worden war, überlebte. Sie wanderte 1949 nach Israel aus.