Schulministerin Dorothee Feller spricht über „Strategien gegen Antisemitismus an Schulen“
Drensteinfurt. Je konkreter die Erinnerungs- und Gedenkkultur, um so eher kann es gelingen, Menschen widerstandsfähig(er) gegen Antisemitismus zu machen. Das war eine der Botschaften der Veranstaltung des Synagogenvereins, bei der Schulministerin Dorothee Feller jetzt zum Thema „Strategien gegen Antisemitismus an Schulen“ referierte.
Der Besuch von Gedenkstätten sei eine Möglichkeit, das Leid jüdischer Menschen im historischen Zusammenhang nachvollziehen zu können. Die Ministerin verwies auf Video-Führungen durch das Konzentrationslager Auschwitz, aber auch auf Patenschaften von Schulen für jüdische Friedhöfe vor Ort. Bei einem Besuch der Gamescom-Messe habe sie erfahren, dass Videospiele einen Zugang zur Geschichte jüdischen Lebens ermöglichten.
Vor dem Hintergrund einer sehr vielfältigen Schülerschaft – etwa mit einem hohen Anteil von muslimischen Kindern und Jugendlichen – sei es wichtig, bei der Erinnerungskultur zu beachten, dass jüdische Bürger nicht nur als Opfer dargestellt würden. Das jüdische Leben in seiner Vielfalt und Lebendigkeit solle vermittelt werden. Ein Instrument dazu sei der Schülerwettbewerb „Shalom – Jüdisches Leben heute“. Nicht nur die Vergangenheit, auch die Gegenwart solle im Blick behalten werden. Der Umgang mit Antisemitismus werde künftig ein verpflichtender Bestandteil der Lehrerausbildung sein, erläuterte Ministerin Feller. Zudem werde es Fortbildungen geben, um Schulen im Umgang mit antisemitischen Vorfällen handlungsfähig zu machen. Es gebe in den Schulen bereits einen „Notfallordner“, auf den in Problemfällen zurückgegriffen werden könne.
Wichtig sei – so Feller – ein verantwortungsvoller Umgang mit (sozialen) Medien. Dort verschwömmen die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion schnell, entstünden Zerrbilder der Wirklichkeit. Darum sei es besonders wichtig, jungen Menschen den richtigen Umgang mit Medien zu vermitteln. Hier lieferten die Medienscouts wirksame Unterstützung.
Um effektiv gegen Antisemitismus vorzugehen, müsse die Schule funktionieren, was vielfach dank des oft großen Engagements von Lehrerinnen und Lehrern gelinge. Politische Bildung spiele dabei eine große Rolle, ebenso wie die Vermittlung von Empathie-Kompetenz und der Fähigkeit, die freien demokratischen Grundrechte gewaltfrei auszuüben. Künftig würden an Schulen neue demokratische Foren geschaffen, in denen die Schüler selbst entscheiden, welche Themen für sie wichtig sind.
„Nur wenn wir im Kleinen – an den Schulen, in den Kommunen und zwischen einzelnen Menschen – die richtigen Schritte gehen, um Antisemitismus beharrlich entgegenzutreten, wird uns das auch in der Gesellschaft gelingen“, meint Feller.
Die Ministerin warnte zugleich vor der Erwartungshaltung, dass Schule alles leisten könne. Damit seien Lehrerinnen und Lehrer überfordert, zumal sich der aktuelle Konflikt zwischen Israel und Palästina auch in der Schülerschaft widerspiegele.
In der Diskussion wurde angemahnt, dass die Förderung von (Schüler)Fahrten zu Erinnerungsorten einfacher und flexibler ablaufen solle. Hier verwies die Ministerin darauf, dass die Landesregierung trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen die Gelder erhöht habe – und damit auch die Erinnerungskultur stärke. (vor)