Das kleine jüdische Bethaus wurde 1872 in unmittelbarer Nähe der kath. Pfarrkirche St. Regina errichtet. Das älteste Dokument, das auf den Synagogenbau hinweist, ist eine Bekanntmachung im Amtsblatt der Kgl. Regierung Münster vom Mai 1870, in der eine Haussammlung für den Bau der Synagoge Drensteinfurt angekündigt wird.
Die Synagoge liegt im Ortszentrum in der schmalen Verbindungsgasse zwischen Münsterstraße und Kirchplatz. Sie ist ein einfacher, den damaligen Ansprüchen der kleinen jüdischen Gemeinde genügender Bau, der ein gestiegenes Selbstbewusstsein und das Anpssungsvermögen der in der Kleinstadt lebenden Juden widerspiegelt.
Das kleine Backsteingebäude fügt sich unauffällig in die Reihe der Nachbarhäuser ein. Die zweiflügelige Tür an der der Gasse zugewandten Südseite trägt im Rundbogen über dem Oberlicht die hebräische Inschrift: Dies ist das Tor zu Ihm. Bewährte kommen darein (Übersetzung nach Martin Buber). Außer diesen hebräischen Schriftzeichen deutet kaum etwas auf die besondere Bestimmung dieses Gebäudes hin.
Im Innern des Gebäudes führt ein Treppenaufgang aus Holz zur Frauenempore an der Westseite, die von zwei marmorierten Holz-Säulen mit römisch-dorischen Kapitellen getragen wird. Der Raum wird durch seine hohen Rundbogenfenster belichtet, die ein schlichtes Schmuckelement in dem Betsaal darstellen. Die helle Farbfassung gibt dem Raum Weite, die umlaufenden Bänder mit floralen und geometrischen Schablonenelementen, lockern die Strenge der Architektur auf, ohne dass einzelne Schmuckelemente in den Vordergrund treten.
Damit war gewährleistet, dass der Thoraschrein, der wichtigste Einrichtungsgegenstand in einer Synagoge, als das dominierende gestalterische Element des Betsaals zur Geltung kommen konnte. Heute bezeichnet nur noch eine große weiße Fläche an der fensterlosen Ostwand die Stelle, an der sich der Thoraschrein vor der Verwüstung der Synagoge in der Reichspogromnacht befand.
Die Geschichte der Drensteinfurter Synagoge im Zeitraffer
Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte dieses außergewöhnlichen Gebäudes, basierend auf den Ausführungen von Dr. Sabine Omland
1870 hat Malchen Reinhaus (geborene Löwenstein, Witwe des verstorbenen Synagogenvorstehers Leser Reinhaus) das Grundstück für den Bau einer Synagoge erworben. Kostenvoranschlag: 1689 Thaler, 9 Silbergroschen und 7 Pfennige, ein Teil der Baukosten wurde durch eine Haussammlung eingeworben, den Großteil der Kosten übernahm wohl Malchen Reinhaus, weil die Gemeinde nur aus sieben Familien mit 38 Seelen bestand, die überwiegend eher arm waren.
Gründe für das ehrgeizige Projekt waren die Aufgabe eines vorher als Bethaus genutzten Mietlokals, der Wunsch, ein fußläufig gut erreichbares Gebäude nutzen zu können, aber auch das Streben nach Selbstständigkeit, weil die Drensteinfurter Juden in Werne weniger Mitspracherecht hatten.
Der Bau mit 68 Quadratmetern und einer Seitenlänge von 8,25 Metern erfolgte ohne größere Bauvorschriften, hat aber aufgrund der fast quadratischen Anlage einen besonderen Charakter. Die zentrale Lage erleichterte es zudem, dass die ab 1890 zur Drensteinfurter Synagogengemeinde gehörigen Juden aus Herbern und Sendenhorst das Haus der Versammlung, des Gebetes und der Lehre/des Lernens gut erreichen konnten.
Einweihung am 6. Juli 1872. Berichte dazu fehlen
Von 1880 bis 1900 war es wohl kein Problem, die für den Gottesdienst erforderliche Zahl von zehn religionsmündigen Männern zum Sabbatgottesdienst in der Synagoge zu versammeln. Ab 1920 nahm die Zahl der Gemeindemitglieder ab, so dass die Synagoge nur noch zu besonderen Anlässen genutzt wurde, zuletzt bei der Bar-Mizwa-Feier von Werner Terhoch im Jahr 1936.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Drensteinfurter Synagoge verwüstet und geschändet, aber nicht in Brand gesetzt, weil wegen der engen Bebauung dann die Nachbargebäude Feuer gefangen hätten.
Am 20. Januar 1988 wurde die Stadt Drensteinfurt Eigentümerin der Synagoge. Es folgten Restaurierung und Wiedereröffnung des Gebäudes am 9. November 1992. Erhalten geblieben ist ein für Westfalen einzigartiges Bauwerk, das als Erinnerungsort dient, aber auch als Mahnmal gegen rechtsextremistische Tendenzen aufzufassen ist.